Ratingen. Viele Ratinger sind vom Fluglärm betroffen, doch immer weniger engagieren sich aktiv in der Interessengemeinschaft. Von Norbert Kleeberg

Lärm trifft alle. Und Lärm kann krankmachen. Keiner weiß das besser als UIrich Neck, der Vorsitzende der IG Waldgemeinde, die sich mit unterschiedlichen Formen des Krachs beschäftigt, der im Umfeld des Düsseldorfer Flughafens entsteht. Seit vielen Jahren kämpft die Interessengemeinschaft um bessere Lebensbedingungen für Anwohner in den Anrainerstädten des Airports, immer wieder werden besondere Probleme wie die Einhaltung des Nachtflugverbots angesprochen und auf Veranstaltungen thematisiert. Doch der aktive Kreis, der sich mit diesen Themen beschäftigt, ist klein, ja überschaubar.

Vor der Mitgliederversammlung der IG Waldgemeinde am Dienstag, 4. Juni, spricht Neck erstmalig über die Sorgen, die der eingetragene Verein hat. "Keine Frage, wir haben deutliche Nachwuchsprobleme", betont der Diplom-Ingenieur, "die Leute kommen nur dann zu uns, wenn sie wirklich ein konkretes Problem haben." Es sei nicht einfach, jüngere Menschen für die Arbeit der IG Waldgemeinde zu interessieren. Noch vor wenigen Jahren hatte sich ein breites Bündnis gegen den stetig steigenden Fluglärm aufgebaut. Doch der organisierte Widerstand bröckelt an den Flanken. Grund: Der Bürgerverein Tiefenbroich wird aufgelöst, weil sich nach langem Suchen kein neuer Vorstand gefunden hat. Und ob Bürger aus diesem Stadtteil der Mitgliederversammlung der IG Waldgemeinde im alten Lintorfer Rathaus beiwohnen werden, ist äußerst fraglich.

Neck hofft dennoch auf eine rege Resonanz, denn es geht ja auch um die personelle Zukunft des Vereins. Er versichert, dass er erneut für das Amt des Vorsitzenden kandidieren werde, den Vorstand komplettieren Vertreter aus der Politik. Ewald Vielhaus, der CDU-Fraktionschef, wird dem Vernehmen nach neu hinzustoßen.

Fachlich sei die Zusammenarbeit mit der Fluglärm- und der Flughafenkommission bestens aufgestellt, urteilt Neck, deshalb sei es besonders bedauerlich, dass die IG Waldgemeinde gravierende Zukunftssorgen plage.

Die Strategie für die kommenden Monate steht: Die Interessengemeinschaft, die 1969 gegründet wurde, will vor allem herausarbeiten, dass Lärm ganz viele Facetten hat. Man wird wissenschaftlich klären lassen, wie schwer Bürger belastet sind, die gleichzeitig Straßen-, Schienen- und Fluglärm ausgesetzt sind. Für den Fall notwendiger Lärmminderungsaktionen müsse auch der Flugverkehr einen Beitrag leisten, fordert Neck, der froh ist, dass die sogenannte "Ratinger Fraktion", bestehend aus Politik, Interessengemeinschaft und Verwaltung, den Schutz der Bürger vor (noch) mehr Lärm als gemeinsames Ziel formuliert hat.

Mit der Lärmkartierung habe die Stadt Ratingen die Basis für die Quantifizierung der Verkehrslärmbelastung der Bürger geschaffen, betont Neck. Er sagt klipp und klar: "Eine weitere Steigerung des Flugverkehrs am Düsseldorfer Flughafen ist unvertretbar."

RP Online, 14.05.2013