Lintorf. Forum der IG Waldgemeinde in Lintorf: Mehr Flüge am Düsseldorfer Airport können gravierende Folgen haben. Von Norbert Kleeberg

Der Widerstand gegen mehr Flüge am Düsseldorfer Airport, der per Antrag realisiert werden soll, formiert sich deutlich. Die IG Waldgemeinde mit ihrem Vorsitzenden Ulrich Neck setzt mit Blick auf ein steigendes Gesundheitsrisiko vor allem auf wissenschaftlich abgesicherte Fakten. Die gab es jetzt reichlich bei einem sehr gut besuchten Forum in der Aula des Lintorfer Schulzentrums. Professor Rainer Guski (Ruhr-Universität Bochum) und Professor Thomas Eikmann (Justus-Liebig-Universität Gießen) erläuterten anschaulich, wie sich Fluglärm und Überflughäufigkeit auf den Körper auswirken können.

 

Guski, der sich bei seinen Forschungen intensiv mit Umweltpsychologie beschäftigt, betonte, dass es die internationale Lärmwirkungsforschung mit einem Paradox zu tun habe: Auf der einen Seite würden die Flugzeuge allmählich leiser, die durch hohe Fluglärmpegel belastete Fläche am Boden bleibe gleich groß oder verringere sich sogar, auf der anderen Seite beklagten Bürger in systematisch durchgeführten Studien, dass der Fluglärm immer lauter werde und die Belästigung zunehme. Die Wissenschaft sei sich mittlerweile einig, dass der "Äquivalente Dauerschallpegel" die vielfältigen Wirkungen des Fluglärms alleine nicht widerspiegeln könne, so Guski.

Neben dem Dauerschallpegel müssten auch wissenschaftlich belegte Bewertungskriterien wie Häufigkeit und die zeitliche Verteilung der Schallereignisse herangezogen werden. Dies zielt aus Sicht des Bochumer Psychologen vor allem auf die spezifischen Effekte der geplanten Flugbetriebserweiterung ab. Guski betonte, dass man sich an Fluglärm in der Nacht oder am sehr frühen Morgen langfristig nicht gewöhnen könne. "Es gibt ein Nachlassen der Reaktionen in der Nacht, aber in der nächsten Nacht geht das Ganze wieder von vorne los", so der Wissenschaftler.

Sein Kollege Thomas Eikmann ergänzte: "Fluglärm stört den Schlaf und kann die Schlafstruktur ändern." Neuere Studien zeigten statistisch abgesicherte Zusammenhänge zwischen Fluglärm und der Häufigkeit von Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erklärte der Umwelt-Mediziner, der in der Fluglärm-Kommission am Frankfurter Flughafen sitzt und dort erlebt hat, wie groß der Unterschied zwischen der Planungsphase der vierten Landebahn (Nordwest) und der Inbetriebnahme in der öffentlichen Wahrnehmung ausfiel.

Nach dem Start gab es nämlich massive Proteste, mittlerweile wurden 108 Demos veranstaltet. Und der Widerstand geht weiter. Aus Sicht des IG-Vorsitzenden Ulrich Neck kann es auch zu den Tagesrandzeiten zu kritischen Belastungen für die ohnehin vom Fluglärm geplagten Bürger kommen. Bürgermeister Klaus Konrad Pesch sprach mit Blick auf das Planungsverfahren von einem Abwägungsprozess. Bis zu 60 Flugbewegungen in den Spitzenstunden (bisher 45) plane der Flughafen, so Pesch, der von einer massiven "Staccato-Belastung" für die Bürger sprach.

Er bat im Kampf gegen die Betriebserweiterung und deren Folgen um Mithilfe. "Wir haben als Stadt keine Ohren und kein Herzkreislauf-System", befand er, die Bürger sollten sich daher unbedingt selbst einbringen.

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/ratingen/forscher-so-gefaehrlich-ist-der-fluglaerm-aid-1.4471604
Quelle: RP Online, 23.08.2014